Restauration meines 4DT70 Export

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Ansicht von 8 Beiträgen - 1 bis 8 (von insgesamt 23)
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  • #2546
    Heinrich KauertzHeinrich Flagge Willich
    Verwalter

    Liebe Hürlimann-Freunde
    In diesem Forumsbeitrag wird fortlaufend über aktuelle Restaurationsarbeiten meines 4DT70 Export berichtet. Selbstverständlich beantworte ich auch gerne Fragen zu den einzelnen Restaurationsschritten.

    Ich habe lange mit mir gekämpft, diesen Traktor überhaupt zu restaurieren, da dieser Hürlimann nun auch eine gewisse Patina ausstrahlt, die bei einer Restauration schwer zu erhalten ist.

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    #2557
    Heinrich KauertzHeinrich Flagge Willich
    Verwalter

    Die drei Haupt-Problemzonen – Motor (Frostschaden) – Bleche (besonders Kotflügel) und eine defekte Felge haben mich dann doch bewogen, eine Komplett-Restauration durchzuführen, allerdings nach Möglichkeit unter Erhalt der alten Substanz.
    Vielfach hat man sowieso keine andere Wahl, als ein Teil zu reparieren, da man ein entsprechendes Ersatzteil nicht findet.

    Wie zum Beispiel bei einer defekten Felge, 24 Zoll mit großem Konus: Als Ersatzteil praktisch nicht zu finden – deshalb aufarbeiten.

    Das Abenteuer geht schon bei der Demontage einer Gussfelge los: Diese sitzen oftmals anscheinend unlösbar auf dem Konus der Hinterachse fest. Da nutzt auch kein „Warmmachen“ was. Ohne die Felge zu beschädigen, geht es nur mit einer Methode:

    1. Mittels passender Welle die Felge gegen das Getriebe auf Vorspannung bringen.
    2. Einer hält mit einer Zange eine kurze Welle auf den Konus
    3. Und der andere haut mit viel „Schmackes“ und dickem Hammer drauf.

    Wenn die Felge nicht sofort vom Konus springt, diesen Vorgang mit 180 Grad verdrehtem Rad wiederholen.

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    #2566
    Heinrich KauertzHeinrich Flagge Willich
    Verwalter

    Die Felgenreparatur ist ganz gut an den Bildern erkennbar: Zunächst einen Außenring einschweißen und dann die Zwischenräume mit unterschiedlichen Stücken auffüllen. Zum Schluss mit der Fächerscheibe die Form anpassen.

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    #2583
    Inaktiv

    Die Graugussfelge geht eben mit der dargestellten Methode Kaputt. Ich werde demnächst eine schonende und fachgerechte Demontage dokumentieren. Muss noch Bilder machen .
    Gruss Heinz

    #2588
    Inaktiv

    So, hier die versprochene Methode zur Demontage von Graugussfelgen (Räder) hinten

    Demontagewerkzeug zum selber herstellen

    1 St. Stahlklotz 190x80x50 mm, Loch Ø 18,5 mm, Lochabstand 142 mm
    1 St. Rundstahl Ø 60×60 mm im Zentrum angeschweisst
    1 St. Kupferscheibe Ø 60 mm
    2 St. Gewindestangen (min 8,8G) M16x170 mm mit angeschweissten Muttern
    2 St. Muttern (min 8,8G) M16,
    2 St. U-Scheibe stark 16 mm

    Das dargestellte Werkzeug eignet sich für 4DT70, D250, D300, D500

    Für D50, D100, D200 der selbe Aufbau mit Lochabstand 120 mm
    Wenn die M16 Gewindelöcher ausgerissen oder wie in meinem Fall bereits auf M18 aufgearbeitet sind, braucht man natürlich M18 Gewindestangen. Darum Loch Ø 18,5 mm .

    1. Wichtig: Patzbedarf seitlich min. 1.5 m.
    2. Splint entfernen + Zentralmutter ca. 2 Umgänge lösen.
    3. Aufbocken
    4. Bremsbacken mit Einstellschraube vollständig lösen.
    5. 2 x M16 (M18) Gewinde mit Gewindebohrer reinigen (möglichst tief).
    6. Spezialwerkzeug mit 2 x M16 Bolzen befestigen (vollständig eindrehen).
    7. Kupferscheibe zwischen Werkzeug und Wellenende einschieben.
    8. Muttern auf M16 Bolzengleichmässig von Hand festziehen.
    9. Muttern M16 mit Schlüssel kräftig spannen.
    10. Mit (5 Kg) Vorschlaghammer (seitlicher Abstand min. 1,5 m) wohlgezielt und mit voller Kraft 1 Schlag auf den Schlagklotz im Zentrum abgeben. (nicht Hämmerlen).
    11. Sollte das Rad immer noch festsitzen, Muttern M16 kräftig nachspannen und den Schlag wiederholen. Bei meinen hartnäckigsten Fällen war ich beim 3. Zyklus erfolgreich.
    12. Werkzeug demontieren, Zentralmutter entfernen.
    13. Rad drehen bis Keilbahn oben.
    14. Rad (sicher 200 Kg) mit Hebeisen (event. Kran) in kleinen Schritte nach aussen schieben. (Auf Wellengewinde aufpassen !)

    Viele Grüße
    HP

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    #2595
    Heinrich KauertzHeinrich Flagge Willich
    Verwalter

    Hallo Heinz,

    Auf den ersten Blick unterscheiden sich unsere beiden Methoden so sehr ja nicht, Einen kleinen (3mm), aber erheblichen Unterschied gibt es dann doch:

    Meine Methode nutzt durch die Vorspannung gegen das Getriebe das sogenannte tote Spiel, welches sich zwischen den beiden Steckachsen und dem Differenzial befindet. Man zieht praktisch die Steckachse samt Felge ca. 3mm nach außen.

    Bei deiner Methode kann es passieren, dass du mit dem Schlag auf die linke Steckachse tatsächlich nur die rechte Steckachse triffst. Die Schlagwirkung den Konus zu lösen ist dann praktisch gleich Null.

    Meine Methode ist auch nicht meine Erfindung, sondern ein „fachgerechter“ Tipp von Paul Knobel aus Hochdorf. Er hat zwar auch einen Abzieher, dieser hängt aber schon gefühlte 70 Jahre unbenutzt an der Werkzeugwand.

    Nach seinen Worten sind die beiden Gewindelöcher in den Graugussfelgen auch nicht geeignet, dort einen Abzieher an zu setzten, die Löcher reißen nur aus.

    Im Übrigen verwende ich auch für andere Konus-Verbindungen nur selten einen Abzieher, sondern nutze lieber das tote Spiel an den Wellen. Zum Beispiel das Lenkrad – einer zieht das Lenkrad hoch und der andere schlägt gezielt auf die Lenkwelle. Das Alu-Lenkrad ist einem dankbar, wenn es nicht durch einen Abzieher beschädigt wird. Ähnliche Vorgehensweise auch bei der Lichtmaschinen –Riemenscheibe. Einziger Nachteil bei dieser Methode: Man braucht einen zweiten Mann.

    Ich habe großen Respekt, wie viel Zeit und Arbeit du in die Herstellung eines solchen Werkzeugs steckst. Man kann es natürlich weiter verwenden, sollte aber zusätzlich für die beschriebene Vorspannung sorgen.

    Darüber hinaus würde mich brennend interessieren, welche Erfahrungen andere Forumsteilnehmer mit welcher Methode gemacht haben.
    Viele Grüße
    Heinrich

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    #2617
    Heinrich KauertzHeinrich Flagge Willich
    Verwalter

    Nächster Schritt. Getriebe abdichten.

    Hürlimann hatte seinerzeit zum Abdichten ausschließlich (Filz)-Dichtringe verwendet. Diese sollte man auf jeden Fall gegen Wellendichtringe austauschen:

    Getriebeeingangswelle 48 x 70 x 10
    Steckachsen 2 mal 65 x 95 x 10
    Seitenantrieb vorne 65 x 95 x 10 — hinten 35 x 55 x 10 (hinterer Gehäusedeckel muss auf 55 ausgedreht werden!).

    Wenn man die Getriebeabdeckung samt Lenkgetriebe demontiert (auch abdichten), kommt man überall gut dran. Bei der Gelegenheit alle Lager überprüfen und ggf. austauschein.
    Die breite Riemenscheibe vorne bekommt man nur raus, wenn man die Welle etwas nach hinten schiebt.

    Nette Überraschung beim Öffnen des (vergrößerten) Batteriekastens: Neben 4! – 6Volt Batterien war das gesamte Restvolumen mit Wallnüssen aufgefüllt – da war jemand jahrelang sehr fleißig.

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    #2633
    Heinrich KauertzHeinrich Flagge Willich
    Verwalter

    Thema Motorüberholung

    Nachdem glücklicherweise ein neuer (!) Motorblock gefunden wurde, konnte es nun mit der Motorüberholung weiter gehen. Folgende Arbeiten wurden von einer Motor-Schleiferei durchgeführt:

    1. Zylinderkopf planen
    2. Alte Laufbüchsen ausgebohrt und neue 110er Slipbüchsen eingepresst (Büchse in Büchse)
    3. Kolben mit neuen Kolbenbolzen /-büchsen versehen und die oberste Ringnut verbreitert – Neue Kolbenringe verbaut.
    4. Alte Haupt- und Pleuellager samt Brücken geringgradig eingekürzt und Lager neu gebohrt.

    Eigene Arbeiten: Kompletter Umbau vom alten in den neuen Motorblock, wie zB Nockenwelle mit Stößeltassen, Öl-Pumpenantrieb und E-Pumpenantrieb etc.

    Einbau der neuen Büchsen mit Büchsenüberstand 0,2 bis 0,25mm. Kurbelwelle, Pleuel mit Kolben eingebaut. Die Kopfdichtung mit einfacher Dichtschnur ringsum sowie zwischen Öl- / Wasserseite eingebaut.

    Der Umbau des Ölfilters ergab dann noch eine Überraschung: Im neuen Motorblock fehlte die Öl-Bohrung, die die Außenumleitung vom Filter zurück in den Motorblock ermöglicht – deshalb diese dann nachträglich noch gebohrt. Die Außenumleitung ermöglicht zusätzlich auch den Einbau eines Ölkühlers.

    Vom Probelauf habe ich jetzt keine Bilder gemacht, aber es war – wie immer – ein erhebener Moment ..

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